06 November 2015

Langlebigkeit und Wartbarkeit

 

In diesem Post möchte ich das alte Dilemma der steigenden Wartungskosten von Software ansprechen - und auf ein dazu passendes Buch (von Carola Lilienthal) hinweisen. Ich habe ihn für dieses Buch als Geleitwort geschrieben (bin damit sozusagen parteiisch).

Eigentlich...

... wissen Softwareentwickler(innen) und –architekt(innen) ganz genau, worauf sie bei Entwicklung und Änderung von Software achten sollten: Einsatz etablierter Architektur- und Entwurfsmuster, saubere Modularisierung, lose Kopplung, hohe Kohäsion und Durchgängigkeit (Konsistenz und innere Ordnung), dazu eine große Portion sinnvoller weiterer Entwurfsprinzipien. Haben wir alle gelernt, geübt und erfolgreich genutzt.

 

Dennoch...

... geht in den Tücken der Praxis so einiges schief: Viele Softwaresysteme erkranken über kurz oder lang an der IT-Seuche Nr. 1 – der „generellen Verrottung“: Folgen dieser Malaise: 

  • Wartungs- und Änderungskosten steigen unaufhaltsam auf ein schier unerträgliches Maß an. 
  • Intransparenz wohin man nur schaut. Kaum jemand überblickt noch die Konsequenzen von Änderungen. Selbst kleine Erweiterungen werden zum technischen Vabanquespiel.
  • Arbeit an solchen Systemen wird zur Qual – obwohl Softwareentwicklung an sich zu den interessantesten Tätigkeiten überhaupt gehört. ☹

Der folgenden Abbildung liegt kein reales System zugrunde, spiegelt aber meine Erfahrung in Dutzenden mittlerer und großer Systeme aus unterschiedlichen Branchen und Technologien wider:

 

rotting software

 

Endlich...

... bricht Carola Lilienthal mal explizit die Lanze für die beiden (in der Praxis allzu oft vergessenen) Qualitätsmerkmale Langlebigkeit und Wartbarkeit. Diese beiden bilden eine wesentliche Grundlage der inneren Qualität von Software. Niemand kann sie einer Software von außen ansehen – aber alle Stakeholder von Systemen möchten sie haben:

  • Auftraggeber von Systemen freuen sich, weil sich die hohen Investitionen in Erstellung und Wartung lohnen und weitere Änderungen kostengünstig sind.
  • Anwender und Fachabteilungen freuen sich, weil Änderungen am System schnell und mit hoher Zuverlässigkeit erfolgen können. 
  • Entwickler und Softwarearchitekten freuen sich, weil Arbeit an sauberen Systemen viel produktiver ist. Niemand braucht mehr Angst vor bösen Nebenwirkungen einer kleinen Änderung zu haben.

 

Prima

... dass Carola dieses Buch geschrieben hat: Ihre langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der Architekturanalyse von Systemen unterschiedlicher Technologien sind einzigartig. Dadurch stellt sie in jedem Winkel dieses Buches den nötigen Praxisbezug her.Ich durfte als einer der Ersten das Manuskript lesen – und habe sehr davon profitiert!

 

Mehr dazu im Buch selbst (die Website zum Buch ist noch in Arbeit…)

 

History:

Nov.07: fixed typos (thx, @stilkov)